AllgemeinSchwab Kurzgeschichte

Wie findet man Frieden? Und ist es jemals zu spät, danach zu suchen? Darum geht es in der Geschichte „Ein Schiff und ein Pirat“ von Vanessa Schwab (2HLKb).

Das Schiff segelt am wunderschönen blauen Meer, auf das Sonnenstrahlen fallen und das Wasser wie ein edler Diamant funkelt. Auf dem dunklen Schiff ist nur ein Mann. Er ist nicht so alt, aber er hat schon sehr viele Dinge in seinem Leben erlebt. Er hat schon viele Menschen gesehen, die gefoltert und ermordet wurden, als er noch ein kleines Kind war. Er hat den Schmerz und den Hunger gesehen, den arme Menschen durchmachen müssen. Er hat die Ungerechtigkeit gesehen, die dieses Leben für die Population bereithält. Und trotzdem lebt er sein Piratenleben weiter, tötet und raubt Menschen aus, nur, um zu überleben. Er lügt und betrügt Menschen für Geld. Er trinkt immer noch dieses abscheuliche Getränk, welches selbst den respektabelsten Mann in einen Halunken verwandelt. Er führt sein altes Leben fort, gelehrt von den Alten, Generationen nach Generationen, das alte Leben, welches er kannte.

Eines Nachts jedoch kam es dazu, dass alle Kreaturen des Himmels sehr aufgebracht waren. Sie flogen kreuz und quer in allen Richtungen und viele blieben auch auf dem Schiff und wollten es nicht mehr verlassen. Er hatte Albträume und konnte in dieser Nacht kein Auge zudrücken. Am nächsten Morgen kam er an einer unbekannten Insel an. Dort befanden sich nur ein paar einzelne Bäume und sehr viele Krabben und Muscheln. Als er ein wenig die Insel erkundete, sah er Rauch von dem Rauchfang einer Hütte kommen. Der Pirat war sehr neugierig und ging zum Haus, sich wundernd wer auf dieser, von Gott verlassenen Insel, leben könnte. Er öffnete die Türe und sah dort einen alten Mann vor dem Kamin sitzen.
„Oh, hallo junger Mann.“, sagte der Alte.

„Guten Morgen, Sir.“
„Was führt dich zu mir?“
„Ich weiß es selbst nicht, wo ich bin, das Meer hat mich hierhergebracht.“
„Was suchst du denn?“
Der Pirat dachte sehr lange darüber nach, als er zum alten Mann ging und sich neben ihn setzte. Er beobachtete das Feuer und hörte genau hin. Plötzlich kamen sehr viele Erinnerungen hoch, die er als Kind erlebte. Den Krieg, seine Eltern, verletzte Menschen, die um Hilfe bettelten. Er hörte schreiende Kinder, deren Eltern ermordet wurden. Er sah in sein Herz und antwortete mit seinem sehnlichsten Wunsch.

„Ich suche Frieden… Ruhe… Gleichberechtigung.“
„Ahhh, ja. Jeder will doch dieses Geschenk, oder?“

„Weißt du, wo ich es finden kann? Wo ist dieser wunderbare Schatz begraben, wie fühlt er sich an und wie sieht er aus? Bitte gib mir die Karte und ich werde Tag und Nacht danach suchen, auch, wenn ich Jahre dafür brauchen werde.“

„Frieden ist kein Gegenstand. Du kannst ihn nicht in Sand oder unter der Erde finden. Hör mir zu, wohin du auch gehen wirst in dieser Welt, wo auch immer Licht ist, wird es Dunkelheit auch immer geben. Ein Schatz ist etwas, das du teilen kannst. Aber du kannst keine Ruhe teilen. Das egoistische Verlangen Frieden zu bewahren, löst Kriege aus und Hass ist geboren worden, um die Liebe zu bewahren. Du kannst nicht Frieden für jeden finden, weil alle den Frieden für sich finden müssen. Ich kann dir keine Karte geben, weil du sie schon hast. Das bist du. Du bist die Karte und du musst dich verstehen und akzeptieren. Ich weiß, es ist nicht einfach. Aber keine Angst, du hast noch nicht verloren, wenn du es nicht geschafft hast. Du hast erst dann verloren, wenn du es nicht versucht hast.“

Der Pirat hörte sich die weisen Worte des Alten an und versuchte, sich alles bis ins Detail zu merken, bevor er aufstand, in sein Schiff stieg und ins Unbekannte hinwegsegelte.

https://www.nachrichten.at/meine-welt/kindernachrichten/entdecken/buchtipps/hier-schreibt-ihr;art217834,3636571

Die Autorin:
Vanessa Schwab ist 15 Jahre alt und besucht die HLK Freistadt. Ihre Hobbies sind Zeichnen, Malen, Gitarre spielen und das Schreiben von Geschichten und Gedichten. Die Ideen zu ihren Texten fallen ihr oft ganz spontan ein. „Sie kommen mir wie aus dem Nichts in den Kopf geschossen.Und dann muss sich sie sofort niederschreiben. Vorerst in englisch, später dann auf deutsch“, erzählt sie.

(Foto: Pixapay/freepik/OÖ Nachrichten)